Kurze Geschichte

Die Uetzer Johannes-der-Täufer-Kirche

Hellners Klassizistik und Hases Neugotik

Seit Jahrhunderten prägt unsere Johannes-der-Täufer-Kirche mit ihrem weithin sichtbaren, schiefergedeckten Turm das Uetzer Ortsbild. Ihr einzigartiges architektonisches Merkmal sticht schon beim ersten Blick auf das 1867 fertiggestellte Bauwerk ins Auge: Hier vereinen sich die beiden prägenden Baustile und geistigen Strömungen des 19. Jahrhunderts zu einem harmonischen Ganzen - als Folge einer großen Katastrophe:

Die schlichten, beständigen Bruchsteinmauern mit den rundbogigen Fenstern sind die überreste der 1837 von Friedrich August Ludwig Hellner errichteten und 1863 niedergebrannten Kirche. Sie sind kennzeichnend für die klassizistische Architektur, die die Kirchenbauten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dominierte und sich an den klaren, geometrischen Strukturen antiker Bauwerke orientierte. Sie galten zur Bauzeit der niedergebrannten Kirche noch als Idealbild der Architektur, inspiriert durch den Zeitgeist der Aufklärung und befeuert durch die Ausgrabungen in Pompeji.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts, einhergehend mit dem wachsenden Bestreben zur nationalen Einheit, suchte man nach verbindenden Kennzeichen der zersplitterten deutschen Territorien und fand diese insbesondere in der Backsteingotik des Mittelalters, die von Goethe auch als die "deutsche Baukunst" bezeichnet wurde. Der polygonale Backsteinchor im Osten, der sich deutlich von den schlichten Bruchsteinmauern abhebt, ist typisch für diese Stilrichtung, die in Norddeutschland maßgeblich von Conrad Wilhelm Hase geprägt wurde, der unsere Kirche nach dem großen Brand 1863 wieder aufbaute und erweiterte.

Drei Vorgängerbauten seit dem Mittelalter sind belegt

Schon seit dem Mittelalter steht an dieser Stelle im Zentrum des Ortes eine Kirche. Vor der Errichtung der heutigen Johannes-der-Täufer-Kirche sind drei Vorgängerbauten belegt:
13. bis 16. Jh.: Die mittelalterliche Kapelle. Bis zur Hildesheimer Stiftsfehde (1519 - 1523) war der Hildesheimer Bischof Lehnsherr des Uetzer Rittergutes, dem auch das Uetzer Kirchlehen zugesprochen war. In der Urkunde bestätigt Bischof Hartbert die Ablösung der Kapelle in Bröckel von der Mutterkirche Wienhausen, was unter anderem vom Uetzer Priester Conradus bezeugt wird. So könnte die Uetzer Kapelle ausgesehen haben. Als Vorlage für die Zeichnung von Günter Radtke aus der Uetzer Chronik von Dorothea und Günter Radtke diente eine Skizze zu einem Prozess um den Weg zum Kirchhof von 1635 (vgl. Radtke: Chronik Uetze, S. 78)"

Bau der ersten Kapelle wahrscheinlich schon vor 1200

Ein Gründungsdatum für die erste Uetzer Kirche ist nicht überliefert. Den ältesten Beleg für ein kirchliches Gebäude in Uetze finden wir indirekt in einer Urkunde des Hildesheimer Bischofs Hartbert vom 15. August 1215: Dort wird zwar explizit noch keine Kirche erwähnt, aber bereits ein Geistlicher (Conradus sacerdos de Uttessem) als Zeuge aufgeführt. Es muss also bereits zu diesem Zeitpunkt eine Kapelle im mittelalterlichen Uetze gestanden haben, die selbst aber erst 74 Jahre später, im Jahr 1289, erstmalig in einer Urkunde erwähnt wird.

Da die Christianisierung Sachsens bereits im Zuge der Sachsenkriege Karls des Großen engeleitet wurde, ist die Gründung der hiesigen Kirche lange vor der ersten Erwähnung sehr wahrscheinlich. Sofern die Kapelle ursprünglich als Eigenkirche der Herren von Uttessem errichtet wurde, wie es zum Beispiel in der Uetzer Chronik von Dorothea und Günter Radtke vermutet wird, muss dies schon vor dem Investiturstreit gewesen sein, der 1122, also 100 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes, mit dem Wormser Konkordat beendet wurde, da in der Folge die Eigenkirchen in Patronatskirchen umgewandelt wurden. Über das Gebäude selbst wissen wir wenig. Ein hölzerne Kirchturm ist erstmals für das Jahr 1562 belegt. 1585 erhielt der Turm eine Schlaguhr.

Zu Lebzeiten des erstgenannten Uetzer Priesters Conradus hatte die Ortschaft Uetze (Uttessem) nachweislich bereits über 200 Jahre bestanden. Die Herren des hiesigen Rittergutes, bis 1503 die Familie von Uttessem, die vom Hildesheimer Bischof mit dem Rittergut sowie dem Kirchenpatronat belehnt waren, lassen sich bis ins Jahr 1202 nachweisen. Es ist aus diesen Gründen sehr wahrscheinlich, dass sich das geistliche Leben in Uetze unter dem Patronat des Rittergutes bereits deutlich vor 1200 entwickelt hat.

Das Patronat hatte über 700 Jahre Bestand. Die Gruft unter der Johannes-der-Täufer-Kirche ist seit Jahrhunderten die letzte Ruhestätte der Familie von Lüneburg, die das Patronat 1624 von der Familie von Saldern übernommen hatte. Der letzte Uetzer Kirchenpatron war Heinz-Henning von Reden vom Rittergut Wathlingen (verstorben 1989), Ehemann von Ilse geb. von Lüneburg (verstorben 1965). Beide wurden als letzte Angehörige der Familie von Lüneburg in der Familiengruft unter unserer Kirche beigesetzt.
‚Johannes-der-Täufer-Kirche' mit 400 Jahren Unterbrechung

Die älteste Überlieferung des Namens ‚Johannes-der-Täufer-Kirche' liegt in einer Urkunde vom 21. Dezember 1313 vor, in der ein Famulus Johannes de Stedere der Kirche seinen Hof verkauft. Das Patrozinium auf Johannes den Täufer geriet nach der Reformation in Vergessenheit. Erst seit 1965 trägt die Kirche wieder ihren überlieferten Namen, nachdem Pastor Gelin diesen im Zuge der Kirchenrenovierung zwei Jahre zuvor in der genannten Urkunde entdeckt hatte. Eine Figur Johannes des Täufers im Altarraum erinnert seit 1989 an diese Tradition.

Bis 1837: Die nachreformatorische Kirche

Die einzige Abbildung des nachreformatorischen Uetzer Kirchengebäudes ist auf dem Merian-Stich von 1654 überlefert. Im Vordergrund links ist der Junkernhof, Wohnsitz des Kirchenpatrons von Lüneburg, zu erkennen. Die Moses-Figur, die heute auf der linken Seite des Altarraums angebracht ist, ist einer der wenigen Kunstgegenstände, die aus der nachreformatorischen Kirche erhalten sind. Sie wurde vor dem Abriss der alten Kirche entfernt und zusammen mit der Taufkrone auf dem Boden des Junkernhofes gelagert, wo sie 1897 wieder entdeckt und in der neuen Kirche angebracht wurde.

Zweimal ausgemustert, zweimal wieder aufgetaucht: Die Taufkrone ist das älteste Stück unserer Kirche. Sie wurde 1666 vom Kirchenpatron Friedrich von Lüneburg gestiftet und beim Abriss der alten Kirche vor 1837 auf dem Dachboden des Junkernhofes verstaut. Dadurch überstand sie den großen Uetzer Brand. Erst 1897 wurde sie wieder in der renovierten Kirche aufgehängt und blieb dort bis zur Renovierung 1962-63. Als sie 1987 wieder auftauchte, wurde sie von der Uetzer Ikonenmalerin Chrstel Walter restauriert und 1988 wieder aufgehängt.

Die 1837 abgerissene Kirche

Auch für den Nachfolgebau ist das Baudatum nicht bekannt. Belegt ist nur, dass 1618, kurz vor dem 30-jährigen Krieg, ein Steinturm errichtet wurde. Mehrere Dokumente aus späteren Zeiten lassen vermuten, dass dieser Turm von Anfang an wegen gravierender Baumängel im Fundament instabil war und immer wieder notdürftig repariert werden musste. Vermutlich gehörte er bereits zur neuen Kirche, die auf dem Uetzer Merian-Stich von 1654 abgebildet ist und von der auch eine detaillierte Beschreibung im Corpus Bonorum vorliegt, niedergeschrieben 1734 von Herman Conrad Christiani, der von 1702 bis 1751 Pastor in Uetze war und dessen Familiengrabstein noch heute an der Südwand unserer Kirche steht. Er schreibt u. a.:

"Die Kirche ist klein, so daß fast der Halb Schied der Eingepfarrten nicht hinnein kommen kann, ist etwa sampt dem Thurm nur 64 Fueß lang und 27 ½ Fueß breit; Gegenwärtig in schlechten Zustande."

Weiter unten wird der baufällige Turm beschrieben: "Es ist ein ziemlicher hoher Thurm mit einer Spitzen und gantz mit Schiefer gedecket hinten an der Kirchen, dabey aber die Mauren an verschiedenen Orten gantz geborsten, in welche Ritzen zwar hin und wieder eiserne Klammern geleget, allein wan geläutet wird mit beyden Klocken, so oben im Thurm sind, thun sich die Riße auf und von einander, daß es fürchterlich anzusehen und man besorgen muß, wan nicht bald Schrad-Mauren an dem Thurm in die Höhe geführet werden, er gar einmahl umfallen und viele Menschen beschädigen und gar töten mögte. Ein altes Uhrwerk ist in dem Thurm, welches weit über hundert Jahr alt ist, und zuweilen weil die Räder abgängig und gantz ausgeschleifet sind, sehr unrichtig gehet." Trotz aller Mängel wurde diese Kirche erst 1837, über 100 Jahre nach Christianis Niederschrift, durch eine größere Kirche ersetzt.

Relikte der alten Kirche: Die Gruft und drei Kunstgegenstände

Nur wenig erinnert heute noch an diesen Vorgängerbau. Erhalten ist die Patronatsgruft unter der heutigen Kirche, deren Zugang ursprünglich im Inneren der alten Kirche zu finden war.

Auch drei Kunstgegenstände unserer heutigen Kirche stammen noch aus diesem Vorgängerbau:

  • Die Moses-Figur im Altarraum
  • Die hölzerne Taufkrone über dem Taufbecken
  • Das Gemälde des Evangelisten Johannes

Dass sie den großen Uetzer Brand im April 1863 überstanden, verdanken sie dem Umstand, dass sie vor dem Abriss der alten Kirche auf dem Dachboden des Junkernhofs gelagert wurden, wo man sie erst 1897 wieder entdeckte und in der neu renovierten Kirche wieder anbrachte.

1837-1863: Die Hellner-Kirche

Ein ganzes Jahrhundert lang gefordert, nur ein viertel Jahrhundert gestanden. Die bereits 1734 von Pastor Christiani geforderte Erweiterung der schon damals baufälligen Kirche, die nicht mehr genügend Platz für die wachsende Gemeinde bot, konnte aus finanziellen Gründen erst ein Jahrhundert später verwirklicht werden: Die alte, zu kleine Kirche wurde durch einen Neubau ersetzt, der 1837 unter der Leitung des Konsistorialbaumeisters Friedrich August Ludwig Hellner, dem Vorgänger von Conrad Wilhelm Hase, fertiggestellt und schon Weihnachten 1837, nach einjähriger Bauzeit, durch Superintendent Fromme aus Sievershausen eingeweiht werden konnte: Ein schlichter Bau mit klassizistischen Elementen, errichtet aus Bruchsteinen vom Fisserberg bei Eddesse. Der alte, einsturzgefährdete Turm des Vorgängerbaus wurde aus Kostengründen zunächst stehen gelassen und in den Neubau intergiert, vermutlich, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt zu erneuern, sofern hierfür wieder Mittel zur Verfügung stehen sollten.

Die Kirche war mit einer für Hellners Kirchen typischen klassizistischen Altarwand mit integrierter Kanzel über dem Altar ausgestattet. Eine genaue Beschreibung dieser  Altarwand finden wir in einem von Pastor Schreiber angefertigten Dokument aus dem Jahr 1861.

4000 Reichstaler hatten die Uetzer Gemeindeglieder für den über hundert Jahre lang geforderten Kirchenneubau durch Spenden und Kollekten zusammengetragen und die Bauarbeiten durch unzählige Hand- und Spanndienste unterstützt und mussten selbst noch - nur ein Vierteljahrhundert nach der Einweihung - die Zerstörung ihrer mit viel Eigenleistung errichteten Kirche erleben, die am 21. April 1863 zusammen mit dem größten Teil des Dorfes dem großen Brand von Uetze zum Opfer fiel.

Vier interessante Dokumente und ein 'Nachbau' in der Nähe

Zur Errichtung der Kirche gibt es interessante Tagebuchaufzeichnungen des Meinerser Amtshauptmanns Carl Johann Georg von Düring, die in der Uetzer Chronik von Dorothea und Günter Radtke abgedruckt sind. Eine ausführliche Beschreibung dieser Kirche, die nur 25 Jahre stand, hat uns der damalige Uetzer Pastor Georg Wilhelm Schreiber 1861 hinterlassen - nur zwei Jahre vor dem großen Uetzer Brand. Die einzige Abbildung des Gebäudes ist ein Gemälde von 1863, auf dem der Besuch des Königs Georg V und des Kronprinzen Ernst-August am 3. Mai 1863 dargestellt ist. Hunderte Uetzer sind dabei, als Pastor Schreiber den Besuchern aus Hannover die Kirchenruine zeigt. Schon drei Tage nach diesem Besuch, am 6. Mai 1863, beauftragt die Uetzer 'Kirchen-Comission' den Konsistorialbaumeister Conrad Wilhelm Hase mit dem Wiederaufbau der Kirche und der umliegenden kirchlichen Gebäude (Pfarrhaus, Küsterhaus, Pfarrscheune und Schule, die Mitte des 19. Jahrhunderts noch der Kirche unterstellt war und auf dem Grundstück nördlich des Kirchhofes stand). Hase reiste schon zwei Tage nach dem Auftrag nach Uetze, um die Schäden an der Kirche und den anderen niedergebrannten kirchlichen Gebäuden zu begutachten.

Wer sich einen optischen Eindruck von diesem nur 25 Jahre genutzten Vorgängerbau verschaffen möchte, sollte einmal die Kirche in Meine (Kreis Gifhorn) besichtigen, eine "Kopie" der niedergebrannten Uetzer Kirche: Hellner errichtete dort im Auftrag der Kirchengemeinde Meine 1854 - 1855 nach den Plänen der 17 Jahre zuvor errichteten Uetzer Kirche die St. Stephani-Kirche. Auch die dortige Altarwand mit zentral angeordneter Kanzel oberhalb des Altars entspricht bis heute exakt der überlieferten Beschreibung von Pastor Schreiber aus der niedergebrannten Uetzer Kirche. Im Eisenacher Regulativ wurden 1861 die seit Mitte des 19. Jh. geltenden Baunormen für neue Kirchen niedergeschrieben. Dort heißt es unter Punkt 10: 'Die Kanzel darf weder vor noch hinter oder über dem Altar, noch überhaupt im Chore stehen. Ihre richtige Stellung ist da, wo Chor und Schiff zusammenstoßen, an einem Pfeiler des Chorbogens nach außen (dem Schiffe zu); in mehrschiffigen großen Kirchen an einem der östlicheren Pfeiler des Mittelschiffs."

1867: Die heutige Hase-Kirche, eine Kombination aus Alt und Neu: Hases Handschrift unverkennbar

Das heutige Gebäude wurde von 1864 bis 1867 nach den Plänen von Conrad Wilhelm Hase unter Verwendung der alten Bruchsteinmauern des 1863 niedergebrannten Vorgängerbaus errichtet. Die alten, wohl aus dem 17. Jahrhundert stammenden Turmmauern, die trotz ihrer Baufälligkeit den Flammen widerstanden hatten, mussten auf Hases Betreiben abgetragen und unter Verwendung der alten Bruchsteine auf einem stabilen Fundament neu gemauert werden. Bei einer Untersuchung des alten Turmfundamentes hatte Hase zuvor eine folgenreiche Bausünde der ersten Erbauer des Turms festgestellt, die das Fundament ohne Bindemittel trocken aufgemauert und nur mit Sand verschlemmt hatten, was schon frühzeitig, wahrscheinlich schon während der Bauzeit, zu Rissen im Mauerwerk geführt hatte. Schon in der Beschreibung der alten Kirche aus dem Jahr 1734 geht Pastor Christiani in eindringlichen Worten auf die Folgen dieser Bausünde ein. Dennoch wurde der baufällige Turm beim Abriss der alten Kirche im Jahr 1837 - wohl aus Kostengründen - stehen gelassen, und in den Neubau von Friedrich Hellner integriert.

Der für Hase typische neogotische Baustil zeigt sich äußerlich vor allem am Backsteinchor im Osten, mit dem der berühmte Konsistorialbaumeister die Kirche gegen den anfänglichen Widerstand des Uetzer Kirchenvorstands erweiterte. Auch im Inneren ist Hases Handschrift unverkennbar: Den vormals "rechteckigen, von glatten Mauern geschlossenen ... freien kahlen Raum" des Vorgängerbaus gliederte Hase durch Backsteinsäulen und spitzbogige Arkaden in ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe. Dies diente nicht nur dazu, der Kirche "eine mündige Einrichtung und Erscheinung zu geben," sondern sollte auch die Akustik verbessern, die im hallenartigen Vorgängerbau mit einem "wie ein großer Resonanzkörper wirkenden" Brettergewölbe nach Hases Einschätzung nicht optimal gewesen sein soll.

Bei seinen Bauplänen hielt Hase sich streng an die seit 1861 geltenden Baunormen für evangelische Kirchen, die er selbst drei Jahre zuvor gemeinsam mit den Bauräten aus Berlin und Stuttgart im "Eisenacher Regulativ" festgelegt hatte. Sie orientierten sich maßgeblich an den mittelalterlichen Kirchenbauten, insbesondere am gotischen Baustil. Die hier formulierten Empfehlungen galten zwischen 1861 und 1890 in den evangelischen Landeskirchen als prägende Norm für alle neu errichteten Kirchengebäude. Die Christuskirche in Hannover (1859 - 1864) und die Matthäuskirche in Lehrte (1873 - 1879) sind typische Bauwerke dieser Zeit, die von Conrad Wilhelm Hase errichtet wurden.

Die neue Orgel fertigte 1868 der Hildesheimer Orgelbauer Heinrich Schaper an. Der Entwurf des neugotischen Orgelprospekts stammt von Conrad Wilhelm Hase selbst. Die Glocken kamen aus der Hildesheimer Glockengießerei Radler
Einweihung nach dreijähriger Bauzeit
Superintendent Freytag aus Sievershausen weihte die neue Kirche am 22. Juli 1867 feierlich ein, wohl seine letzte Amtshandlung in Uetze, da unsere Kirchengemeinde wenig später vom Kirchekreis Sievershausen zum Kirchenkreis Burgdorf wechselte.

Größere Baumaßnahmen und Sanierungen:
1897: Neue Fenster - alte Kunstgegenstände

Unter der Leitung des von Hase empfohlenen Architekten Jacob aus Hannover wird die Kirche 30 Jahre nach der Fertigstellung überwiegend von Uetzer Handwerkern renoviert. Der damals amtierende Pastor Lütkemann führt in seiner 1898 erschienenen Uetzer Chronik die folgenden Maßnahmen auf:

  1. Vier Uetzer Malermeister führen gemeinsam umfangreiche Malerarbeiten durch.
  2. Die Kirche erhält zwei öfen, aufgestellt vom Uetzer Meister Grotewold.
  3. Schmiedemeister Immohr übernimmt die Herstellung der 42 schmiedeeisernen Wandleuchten.
  4. Die Maurermeister Oetzel und Homann erbauen Windfänge an den beiden Seitentüren, wofür Meister Stolte das Gerüst stellt.
  5. Die drei bunten Fenster im Chor werden von der hannoverschen Glasmalerei Henning & Andres gestaltet.
  6. Drei Kunstgegenstände aus dem nachreformatorischen Kirchenbau, die auf dem Dachboden des Junkernhofes den Brand überdauert hatten, weil sie im niedergebrannten
  7. Vorgängerbau nicht wieder verwendet worden waren, werden restauriert und wieder aufgehängt:
  • Die Mosesstatue
  • die 1666 vom Patron gestiftete Taufkrone
  • Das Gemälde Johannes des Täufers

1963: Die Kirche wird hell

100 Jahre nach dem Uetzer Brand wird die Johannes-der-Täufer-Kirche für 148.270,86 DM umfangreich renoviert:

  • Die Kirche bekommt unter dem Turm einen neuen Haupteingang.
  • Die Sakristei wird vom südlichen Chor in den Sockel des Turms verlegt.
  • Die Nordempore mit der Patronatsprieche im Nordflügel des Chors wird auf die Länge der Südempore um zwei Joche verkürzt.
  • Die Orgelempore wird auf das ursprüngliche Maß zurückgebaut.
  • Eine neue ölheizung wird eingebaut.
  • Eine neue Beleuchtung und ein elektrisches Glockenwerk werden installiert.
  • Die Kanzel wird von der rechten auf die linke Seite verlegt.
  • Der alte Farbanstrich wird durch schlichtes Weiß ersetzt.

Die Bauleitung übernimmt der Baubeauftragte des Kirchenkreises, Architekt Hornbostel, der drei Jahre später auch den Bau der Michaeliskirche in Katensen begleitet.

1968: Orgelrenovierung

Die Orgel wird von der Firma Hillebrand aus Altwarmbüchen umfangreich saniert.

1973: Neue Dächer

Das über hundert Jahre alte Schieferdach des Kirchturms muss erneuert werden. Herunterfallende Schieferschindeln aufgrund durchgerosteter Nägel hatten zuvor zu einer eineinhalb Jahre langen Sperrung des Haupteingangs geführt. Im Folgejahr wird auch das ebenso alte Dach des Kirchenschiffs neu eingedeckt.

1998 - 2002: Sanierung in drei Phasen

In drei Bauabschnitten wird die Kirche von 1998 bis 2002 umfassend renoviert:

  1. Bauabschnitt 1998: Am Bruchsteinmauerwerk des Turms werden die ausgewaschenen Fugen ausgebessert, da herabfallende Mörtelteile zur Gefahr für Bauwerk und Gottesdienstbesucher werden. Die alten Bleiglasfenster müssen vollständig erneuert werden. Die erneuerten Buntglasfenster werden durch vorgesetzte Plexiglasscheiben gegen den zunehmenden Vandalismus geschützt.
  2. Bauabschnitt 2000-2001: Wände und Decken werden neu gestrichen, Die Bänke werden runderneuert und dabei ein Mittelgang geschaffen, ein Plan, der bereits 1963 angedacht war, aber aus Kostengründen zunächst fallengelassen wurde
  3. Bauabschnitt 2002: Die Orgel wird renoviert

 

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